Arbeit an einer Hochvolt-Maschine: Zur Sicherheit muss der arbeitende Mechatroniker immer von einer zweiten Kraft mithilfe einer Rettungsstange gesichert sein.
Regulär wird der LBM6 nicht in jedem Jahrgang der überbetrieblichen Ausbildung (ÜLU) am BTZ durchgeführt. Der vollkommen neu konzipierte Lehrgang ist kein Bestandteil der verpflichtenden Kurse, die Azubis im Gewerk Land- und Baumaschinenmechatronik während ihrer Lehre absolvieren müssen. Die im April erfolge Erprobung diente stattdessen dazu, die Umsetzung des LBM6 einmal exemplarisch in der Werkstatt auszuprobieren. Hierfür schickten einige Mitgliedsbetriebe aus dem Raum Osnabrück ihre Auszubildenden auf freiwilliger Basis in das Bildungszentrum.
Im Kurs vermitteln die Lehrwerkmeister in erster Linie die besonderen Schutz- und Sicherungsmechanismen von elektrisch betriebenen Maschinen. Hierzu gehört, dass der Mechatroniker das Fahrzeug zunächst absperren und dann eine persönliche Schutzausrüstung anlegen muss. Über diesen Prozess sollen die Auszubildenden in erster Linie für die Gefahren einer Hochvolt-Maschine sensibilisiert werden und ein Gespür dafür bekommen, welche neuen Herausforderungen mit dieser Technologie einhergehen. Auch beschäftigt sich der Kurs tiefgehend mit der Messtechnik an elektrischen Komponenten, darunter Motoren, Getrieben und Batterien. Zum Einsatz kommt hier ein Elektro-Radlader, den das BTZ unter anderem für solche Schulungen beschafft hat.
Die Erprobung ist Teil des Projekts Kompetenzzentrum für Steuerungs-, Regelungs- und Messtechnik in Land- und Baumaschinen, das das BTZ Osnabrück noch bis Ende diesen Jahres durchführt. Teil des Projekts ist die Erprobung neuer Lehrgangskonzepte und zukunftsweisender Technologien, worunter auch die Hochvolttechnik fällt. Aus diesem Grund wurde die Erprobung des Lehrgangs von Mitarbeitern der Hochschule Osnabrück dokumentiert. Durch diese Auswertung kann später die Umsetzung des LBM6 in Osnabrück evaluiert werden.
Gunnar Niggemann (links) übergab das System an Fabio Ahring.
Im Vorfeld des Lehrgangs hat das BTZ Osnabrück außerdem drei neue Schulungsmodelle für Hochvolttechnik erhalten, die zunächst in der Land- und Baumaschinenmechatronik eingesetzt werden. Auszubildende können damit sicher und einfach lernen, wie batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge aufgebaut sind.
Das Schulungssystem besteht aus mehreren Boxen, in denen die Verschaltung eines Hochvolt-Antriebs modellhaft nachempfunden ist. Zwar ist alles deutlich kleiner aufgebaut und verständlicher dargestellt als in real existierenden Maschinen, vom Grundprinzip her funktioniert das gesamte System aber genau so wie in einer elektrisch angetriebenen Land- oder Baumaschine. „Vom Zündschloss über Batterien und Motoren bis hin zu Schaltschützen und Sicherungsmechaniken sind alle Komponenten vorhanden“, freut sich Lehrwerkmeister Fabio Ahring über die neuen Lehrmittel. Über spezielle Kabel werden die verschiedenen Bestandteile verbunden, damit die Auszubildenden die Wirkungsweise der Schaltung verstehen. Außerdem können sie an diversen Punkten Messungen vornehmen und so die Funktionalität prüfen oder Fehler finden.
Die wichtigste Eigenschaft sei aber die Sicherheit, erklärt Gunnar Niggemann vom Landesverband Metall Niedersachsen/Bremen, der das System entwickelt hat. „Bei der Arbeit an realen Fahrzeugen und Maschinen müssen höchste Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, damit niemand einen potenziell tödlichen Stromstoß erleidet. Unser Modell dagegen kann bedenkenlos in der Ausbildung eingesetzt werden wie andere Elektronik-Lehrmittel auch“, erklärt der Berufspädagoge. Neben den Modellen überreichte er außerdem einen umfangreichen Ordner mit Lehrmaterial, das im Kurs begleitend eingesetzt wird.
Niggemann führt das Projekt „ForWeinetz“ am Standort Hannover durch, wo das Schulungssystem als wichtiger Projektbestandteil nun fertiggestellt wurde. Parallel dazu entwickelt sich der Fachbereich Land- und Baumaschinenmechatronik am BTZ Osnabrück derzeit zum Kompetenzzentrum für Steuerungs-, Regelungs- und Messtechnik weiter. Innerhalb dieses Prozesses soll auch die Vermittlung von Hochvolt-Systemen stärker in den Mittelpunkt rücken, da die Zahl der elektrisch betriebenen Maschinen jährlich zunimmt.
Das Projekt „ForWeinetz“ wird gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) im Förderprogramm für den Aufbau von Weiterbildungsverbünden. Das Projekt „Kompetenzzentrum für Steuerungs-, Regelungs- und Messtechnik in Land- und Baumaschinen“ wird gefördert vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Außerdem wird das Projekt gefördert vom Kultusministerium Niedersachsen aus Mitteln des Landes Niedersachsen.